24 | Selbsthilfekontaktstellen – Part II: Planung, Geld und Ehrenamt – Wie arbeitet Freie Wohlfahrtspflege?

Shownotes

** „[…] Es wäre so schade, wenn diese Gruppen nicht zustande kämen, aufgrund der Tatsache, dass es sie aus der Förderung eben ausschließt“ – Unterstützte Selbsthilfe ist nur eines der vielen Themen, die Romy Kauß beim Paritätischen in Sachen-Anhalt im Blick hat. In dieser Episode tauchen wir tiefer ein, in die Arbeit von Selbsthilfekontaktstellen und der Freien Wohlfahrtpflege.**

Zu Gast

Romy Kauß schloss 2004 ihr Studium als diplomierte Gesundheitswirtin ab. 2008 fand sie den beruflichen Weg zum Paritätischen in Sachsen-Anhalt, zunächst als Sozialpädagogische Betreuung von Arbeitsangelegenheiten. Seit 2010 arbeitet sie dort als Referentin für Gesundheit & Selbsthilfe, fungiert als Interessensvertretung, leistet Netzwerkarbeit und klärt Finanzierungsfragen. Über ihre Arbeit sagt sie im Vorgespräch: „Meine Arbeit ist für viele etwas abstrakt.“ (Stand 06.2024)

** Zum Thema: 5 Fakten zum Thema „Selbsthilfekontaktstellen“ **

Eine ausführliche Version dieser Liste, findet sich in den Shownotes zu Episode 18, dem ersten Part der Doppelfolge zum Thema Selbsthilfekontaktstellen. Der nachfolgende Link führt zu dieser Episode. Ansonsten ist dieser Podcast auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen zu finden: https://ausgesprochen-menschlich.podigee.io/18-neue-episode

• Definition: „Selbsthilfekontaktstellen“ sind, Zitat: „Beratungsstellen im Kontext gemeinschaftlicher Selbsthilfe.“

• Stand 2023 bieten deutschlandweit knapp 330 Standorte ihren Service zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe an.

• Selbsthilfekontaktstellen können verschiedene Bezeichnungen und Abkürzungen haben, darunter „KIBIS“ oder „SEKIS“ – am geläufigsten ist aber: S H K

• NAKOS – die Nationale Kontaktstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen kümmert sich seit 1984 um Selbsthilfearbeit, -unterstützung und -förderung.

• In Deutschland gibt es vier anerkannte Spitzenorganisationen für die Wahrnehmung der Interessen der Selbsthilfe:

  • BAG Selbsthilfe (Schwerpunkt Behinderungen & Chronische Erkrankungen)
  • Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen
  • DHS (Schwerpunkt Sucht)
  • und den Paritätischen Gesamtverband e.V.

Quelle/n:

Der Paritätische – Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

Zitat, Website: „Der Paritätische ist der größte Verband der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen-Anhalt. Parität heißt: Jeder ist gleich wert. Wir fördern das Wohlergehen aller Menschen, bewahren Gemeinschaft und ein gutes Zusammenleben. Das nennt man Gemeinwohl.“ Der Paritätische – Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. wurde 1990 gegründet und zählt derzeit knapp 280 Mitglieder. (Stand April 2024; Informationen bereitgestellt durch Romy Kauß; Anm. d. Red.)

Zu den Schwerpunktthemen des Paritätischen Sachsen-Anhalt gehören laut Website u.a. Altenhilfe & Pflege; Asyl & Migration; Finanzierung, Recht & Fördermittel; Frühkindliche Bildung & Jugendarbeit; Sozialpolitik; Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigung; Gesundheits & Selbsthilfe.

Der Paritätische – Landesgeschäftsstelle Sachsen-Anhalt Telefon: +49 391 – 62 93 33 3 E-Mail: info(at)paritaet-lsa.de Web: https://www.paritaet-lsa.de/

Thema: Freie Wohlfahrtspflege

Die „Freie Wohlfahrtpflege“ ist in Deutschland eine wichtige Säule des Sozialstaats und existiert parallel zu gewerblichen Sozialhilfen und solchen, öffentlicher Träger. Kern der freien Wohlfahrtspflege ist die freie Gemeinnützigkeit. Sie ist weder öffentlichen Trägern untergeordnet – obwohl sie eng mit ihnen zusammenarbeitet –, noch ist sie auf Gewinnmaximierung aus.

Einen großen Teil der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland leisten die ca. 3 Millionen Freiwilligen, die sich in Selbsthilfeangebote, Hilfswerken, Initiativen etc. einbringen. Dazu kommen ca. 1,9 Millionen hauptamtlich Beschäftigte.

In Deutschland organisiert sich die Freie Wohlfahrtspflege größtenteils in Form der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BagFW). Diese besteht aus sechs Spitzenverbänden, die sich etwa über weltanschauliche oder religiöse Aspekte ausdifferenzieren: Arbeiterwohlfahrt (AWO); Deutscher Caritasverband (DCV); Der Paritätische Gesamtverband (Der Paritätische); Deutsches Rotes Kreuz (DRK); Diakonie Deutschland – Evangelisches Werk für Diakonie & Entwicklung; Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST).

Das Islamische Kompetenzzentrum für Wohlfahrtswesen (IKW) wurde 2016 von den sieben islamischen Verbänden IRBD, DITIB, IGBD, IGS, VIKZ, ZMD und ZRMD gegründet. 2018 wurde ferner der islamische Wohlfahrtsverband An-Nusrat e.V. (dt.: Die Hilfe) gegründet. Seit 2015 steht die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Austausch mit den Akteuren Muslimischer Wohlfahrtspflege.

Quelle/n:

Weiterführendes: Entwicklungen der Selbsthilfe

Zitat aus dem Strategiepapier der Bundesarbeitsgemeinschaft, 2018: „Indikationsübergreifend können sich auch Kooperationen von Selbsthilfegruppen untereinander anbieten, die nicht nur Sportkurse, sondern auch Gesprächskreise für Frauen, für Männer, für Väter, für Mütter und weiteren Zielgruppen anbieten. Betroffene und Angehörige haben häufig unterschiedliche Bedarfe, die über verschiedene Formate erfüllt werden können. Jede Gruppe kann hier für sich Gestaltungsmöglichkeiten suchen.“

Quelle/n: https://www.bag-selbsthilfe.de/fileadmin/user_upload/_Informationen_fuer_SELBSTHILFE-AKTIVE/Projekte/SH_der_Zukunft/Strategiepapier_Selbsthilfe_auf_kommunaler_Ebene.docx

Unterstützte Selbsthilfegruppen mit Beispiel „Demenz-Selbsthilfe“, Zitat: „Die unmittelbar Betroffenen selbst blieben weitgehend außen vor. Die Gründe hierfür sind zahlreich und auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt. Als besonders hinderlich erscheint dabei die Annahme, Betroffene seien zur wechselseitigen Unterstützung nicht imstande, wenn kognitive Kompetenzen beeinträchtigt sind. Die Wirkungsmacht dieses Vorurteils ist trotz wiederholter praktischer Widerlegung ungebrochen.“

Quellen/n: https://www.demenz-support.de/projekte/laufende-projekte/unterstuetzte-selbsthilfegruppen/

Hinweis: Ein Verzeichnis zu den meisten Selbsthilfegruppen inklusive Kontaktmöglichkeiten, findest Du unter anderem online, unter: https://www.selbsthilfekontaktstellen-lsa.de/

Veranstaltung: Mitteldeutsche Selbsthilfekonferenz

Die „Mitteldeutsche Selbsthilfekonferenz“ ist eingebettet in die „Aktionswoche Selbsthilfe“, die vom Paritätischen Gesamtverband auf Bundesebene durchgeführt wird (2019, 2022, 2025). Mit Informations-, Netzwerk- und Unterhaltungsangeboten soll das Bewusstsein für den Stellenwert der Selbsthilfe geschärft werden. Auf regionaler Ebene wurde diese Aktionswoche in Form der Mitteldeutschen Selbsthilfekonferenz umgesetzt, an der sich die Paritätischen Landesverbände Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen beteiligten und auch 2025 wieder beteiligen.

Quelle/n:

Der Schwarze Hund: Theaterstück zum Thema Depression

Zitat: „Im Zusammenspiel von Maske, Puppe und Objekt, dokumentarischem Material, Elementen der Choreographie und einer musikalischen Komposition von Alexander Hohaus übersetzen Figurenspielerin Julia Raab und Anja Schwede das Leben mit dem schwarzen Hund auf die Bühne. Halbsatirische Karikaturen, Songs und vor allem die Erfahrungen von Betroffenen untersuchen das theatrale Bild auf seine Tauglichkeit, um die Depression aus ihrer sprachlosen Ecke zu holen.“

Quelle/n:

Kontakt

Für die Bereitstellung der Räumlichkeiten danken wir herzlich der AOK Sachsen-Anhalt in Magdeburg.

Du hast Fragen, Anregungen und konstruktive Kritik zum Podcast und dieser Episode? Dann schreib uns einfach eine Mail: ausgesprochen-menschlich@san.aok.de

ausgesprochen menschlich – Selbsthilfe auf Sendung ist ein Podcast der AOK Sachsen-Anhalt. Mehr Informationen zum Angebot der AOK und viele Tipps und Hinweis rund um Deine Gesundheit findest Du unter www.deine-Gesundheitswelt.de/Selbsthilfe

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