12 | Angehörige Psychisch Kranker – Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

Shownotes

Angehörige von psychisch Erkrankten sind in der Öffentlichkeit kaum sichtbar. Dabei sind sie oft genauso starkem Druck ausgesetzt, wie die betroffene Person selbst. Im APK Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. finden diese Menschen Möglichkeiten zum Austausch und gegenseitige Hilfe. Mit Birgit Rohne, Vorstand und Gruppenleiterin, haben wir über die Herausforderung gesprochen, Angehörigen eine Stimme zu geben und die Politik aufmerksam zu machen.

Hier sind Deine Shownotes für diese Episode.

Zu Gast

Birgit Rohne ist Vorstand und Gruppenleiterin des APK Landesverbandes Sachsen-Anhalt. Bereits in der DDR lernte sie das Sozialversicherungssystem kennen und war nach der Wende am Aufbau der AOK Sachsen-Anhalt beteiligt. Sie setzt sich aktiv für die Interessen Betroffener ein.

(Stand April 2023)

Zum Thema: 5 Fakten zu psychischen Erkrankungen

  • Knapp 17,8 Millionen Menschen sind pro Jahr allein in Deutschland von psychischen Erkrankungen betroffen. Rund ein Fünftel davon nimmt Kontakt zu Anbietern professioneller Hilfeleistungen auf.
  • Angststörungen zählen mit rund 16 Prozent zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Hier unterscheidet die Medizin in Angststörungen mit konkreten Auslösern, genannt „Phobien“ und solche ohne konkreten Auslöser. Phobien kennt ihr bestimmt, das ist zum Beispiel die bekannte „Arachnophobie“ , also die Angst vor Spinnen. Bei Angststörungen ohne konkreten Auslöser, gibt es zunächst keine Anhaltspunkte für eine reale Gefahr. Betroffene erleben dann etwa plötzlich Panikattacken oder ergehen sich in unbegründeten Sorge-Fantasien von Unglücken und dergleichen.
  • Stand Januar 2023 arbeiten in Deutschland rund 14.500 Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie & Psychotherapie; früher bekannt als Nervenheilkunde. Über 70 Prozent davon sind bereits über 50 Jahre alt.
  • Laut Statistischem Bundesamt nahmen sich im Jahr 2021 insgesamt 9215 Menschen das Leben. Laut einer Einordnung durch die DGPPN, die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V., lassen sich zwischen 50 und 90 Prozent davon auf psychische Erkrankungen zurückführen. *Unter der Nummer 0228 71 00 24 24 erreichen Angehörige von psychisch erkrankten Menschen die Beraterinnen und Berater des „Seelefons“, einem Service des Bundesverbands der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. Die Nummer und mehr Informationen dazu findest Du in den Shownotes.

(Quellen: https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/93a818859031c45661aa7f6d298d6fecc6de45e9/20230104_Factsheet_Kennzahlen.pdf

Angehörige Psychisch Kranker Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.

Der APK Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. wurde 1995 gegründet. Dort finden aktuell knapp 60 Mitglieder Zugang zu Beratungs- und Selbsthilfeangeboten und Möglichkeiten zum Austausch. Darüber vernetzt der Landesverband Selbsthilfegruppen, möchte Versorgungsmängel aufdecken und die Belange der Betroffenen sichtbar machen. Er organisiert regelmäßig Info- und Vortragsveranstaltungen. Ferner beteiligt sich der APK Landesverband Sachsen-Anhalt in entsprechenden Arbeitsgemeinschaften und tritt in Austausch mit Psychatriekoordinatoren der Städte, Kreise und des Bundeslandes. (Stand April 2023; Informationen bereitgestellt durch Birgit Rohne, Anm. d. Red.)

Kontakt kann u.a. telefonisch aufgenommen werden: 0800-7235769 Mehr Informationen zu Selbsthilfegruppen und Arbeit des APK Landesverbands Sachsen-Anhalt e.V. findest Du online: www.lsa-apk.de

Der Weg e.V. – Selbsthilfegruppe Angehörige Psychisch Kranke

Die Selbsthilfegruppe Der Weg e.V. wurde 1992 und umfasst aktuell 12 Mitglieder. Willkommen ist jeder. Das übliche Einzugsgebiet der Mitglieder ist der Großraum Magdeburg. (Stand April 2023; Informationen bereitgestellt durch Birgit Rohne, Anm. d. Red.)

Mehr Informationen findest Du unter: https://www.derwegev.de/ Und auf Instagram: https://www.instagram.com/der_weg_ev/?igshid=YmMyMTA2M2Y%3D

Anlaufstellen für Angehörige psychisch Erkrankter

im mitteldeutschen Raum (Auszug):

Sachsen-Anhalt:APK Landesverband Sachsen-Anhalt: https://lsa-apk.de/ (siehe oben)

Sachsen: APK Landesverband Sachsen: https://lvapk-sachsen.de/

Thüringen: APK Landesverband Thüringen: https://www.apkm-thueringen.de/

bundesweit:

APK Bundesverband: https://www.bapk.de/der-bapk.html

Thema: Sichtbarkeit von Angehörigen psychisch kranker Menschen

Zu Beginn der Sendung sprechen wir kurz über die Sichtbarkeit von Angehörigen psychisch Kranker (APK). Tatsächlich findet das Thema in der Berichterstattung spürbar wenig Erwähnung. Ein Artikel mit dem Titel „Das Leid der anderen“ erschien bereits 2013 im Magazin Zeit Online: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2013-08/angehoerige-psychisch-kranker?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Konsekutiv dazu gab es bis 2015 eine ganze Artikelreihe mit dem Überthema „Psychisch krank“: https://www.zeit.de/serie/psychisch-krank

In einer Google-Suche in Vorbereitung auf das Thema, haben wir vor allem Ankündigungen für Selbsthilfegruppen in Lokalmedien gefunden, teilweise auch mit Porträt-Charakter, dann aber hinter einer Paywall: https://www.fnweb.de/orte/tauberbischofsheim_artikel,-tauberbischofsheim-angehoerige-psychisch-kranker-menschen-begleiten-_arid,2051498.html

Eine Suche auf Google Scholar, einem Suchdienst für wissenschaftliche Literaturrecherche, zeigte vor allem Fachpublikationen an, die sich auf die Kinder von psychisch Erkrankten fokussierten: https://scholar.google.de/scholar?as_ylo=2022&q=Angeh%C3%B6rige+psychisch+erkrankter&hl=de&as_sdt=0,5

Zehn Regeln für Angehörige psychisch Kranker

Das in der Episode angesprochene Infomaterial erhaltet ihr bei Bedarf direkt über den Landesverband. Digital gibt es die Regeln unter anderem auf den Seiten des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Die Regeln findet ihr nachfolgend; die Quelle verlinken wir drunter:

*Beschränken Sie sich auf die wichtigsten Dinge und sehen Sie über manches Verhaltensproblem erst einmal hinweg. Setzen Sie Prioritäten!

*Lassen Sie den Patienten in Ruhe – zu viel Fürsorge tut weder ihm noch Ihnen gut. Behüten und umsorgen Sie ihn nicht über Gebühr und lassen Sie ihm so viel Selbstständigkeit wie möglich. Geben Sie ihm aber zu verstehen, dass Sie für ihn da sind, wenn er Sie braucht.

*Geben Sie sich und dem Patienten Zeit, vor allem nach einer akuten Phase der Erkrankung. Warten Sie nicht ungeduldig auf "den großen Sprung nach vorn", sondern fördern Sie die kleinen Schritte und freuen Sie sich an ihnen.

*Passen Sie Ihre Erwartungen und Anforderungen der Situation an, vermeiden Sie Überstimulierung und Überforderung.

*Wenn Sie etwas erreichen wollen (zum Beispiel Aufräumen des Zimmers), überlegen Sie vorher, wie Sie am Geschicktesten vorgehen und warten Sie den geeigneten Zeitpunkt ab. Drücken Sie sich klar und sachlich aus. Wenn Sie ärgerlich oder mit direktem Druck vorgehen, verringern Sie die Chance, dass Sie Ihr Ziel erreichen und verschaffen sich zusätzlichen Stress.

*Bedenken Sie, dass die Symptome der Erkrankung nicht Ausdruck von bösem Willen sind, sondern ein Versuch, mit gestörten Erlebnisweisen fertig zu werden.

*Bedenken Sie auch, dass der Patient sich selbst in der Krankheit gesunde Anteile bewahrt und helfen Sie ihm, diese gesunden Anteile zu stärken und zu entwickeln.

*Bemühen Sie sich um eine gelassene Lebenshaltung – auch wenn es manchmal schwer fällt. Arbeiten Sie daran, Konflikte und Spannungen in der Familie abzubauen. Fragen Sie sich, ob es Ihnen weiter hilft, wenn Sie in die Luft gehen oder ihrem Frust freien Lauf lassen.

*Nehmen Sie eine wohlüberlegte Haltung zu Medikamenten ein. In vielen Fällen sind sie nötig und hilfreich, zum Teil auch über längere Zeiträume. Die Einnahme ist im Prinzip Sache des Patienten und seines Arztes. Sie selbst können den Patienten gegebenenfalls auf Medikamente hinweisen, sollten aber vermeiden, sich total verantwortlich zu fühlen für ihre Einnahme oder Druck auszuüben.

*Und schließlich: Sorgen Sie gut für sich selbst! Gehen Sie sorgsam mit Ihren Kräften um, pflegen Sie Kontakte und Hobbys und gönnen Sie sich auch mal etwas Gutes.

Quelle:

Welttag für psychische Gesundheit / World Mental Health Day

  1. Oktober (jährlich): Der Welttag für psychische Gesundheit wurde 1992 von der „World Federation for Mental Health“ ins Leben gerufen. Ziele sind unter anderem die Vorsorge, ordentliche Versorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen und die allgemeine Bewerbung für psychische Gesundheit.

Quelle:

Kontakt

Für die Bereitstellung der Räumlichkeiten in Magdeburg danken wir herzlich Birgit Rohne.

Du hast Fragen, Anregungen und konstruktive Kritik zum Podcast und dieser Episode? Dann schreib uns einfach eine Mail: ausgesprochen-menschlich@san.aok.de

ausgesprochen menschlich – Selbsthilfe auf Sendung ist ein Podcast der AOK Sachsen-Anhalt. Mehr Informationen zum Angebot der AOK und viele Tipps und Hinweis rund um Deine Gesundheit, findest Du unter www.deine-Gesundheitswelt.de/Selbsthilfe

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